Wesentlichkeitsanalyse in der Unternehmenspraxis
Die Wesentlichkeitsanalyse hat sich zu einem unverzichtbaren Instrument für Unternehmen etabliert, da sie ein Hilfsmittel für die Identifizierung und Priorisierung von Nachhaltigkeitsthemen innerhalb ihrer Geschäftstätigkeit darstellt. In einer komplexen Arbeitsumgebung, die stetigen Veränderungen unterliegt, bietet sie eine strukturierte Methode zur Differenzierung des Wettbewerbs und zur gründlichen Ermittlung von Nachhaltigkeitschancen & -risiken. Auf Basis der systematischen und ganzheitlichen Beurteilung der Zusammenhänge zwischen allen unternehmerisch-wirtschaftlichen Tätigkeiten und Nachhaltigkeitsthemen können Unternehmen effizient ihre Strategien optimieren und fundierte Entscheidungen treffen. Somit ermöglicht die Wesentlichkeitsanalyse sowohl ein verbessertes Verständnis für interne als auch externe Herausforderungen. Dadurch können Nachhaltigkeitsrisiken minimiert und Chancen sowie Stärken transparent gemacht werden. Dies unterstützt Unternehmen dabei, sich vom Wettbewerb zu differenzieren.
Durch das Übernehmen von wirtschaftlicher Verantwortung und die durch die Analyse steigende Transparenz, fördern Unternehmen nicht nur Ihre Glaubwürdigkeit allgemein, sondern auch das Vertrauen der relevanten Stakeholder. Die Wesentlichkeitsanalyse hat also nicht nur die Risikominimierung zum Ziel, sondern auch eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit und Reputation Ihres Unternehmens und ist als zentraler Bestandteil des unternehmerischen Reportings ein Grundpfeiler für die strategische Ausrichtung und Kreditwürdigkeit.
Von Theorie zur Praxis: Umsetzung der Wesentlichkeitsanalyse
Nach CSRD
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) markiert einen signifikanten Schritt in Richtung verstärkter Transparenz und Rechenschaftspflicht von Unternehmen in Bezug auf ihre Nachhaltigkeitsleistungen. Sie fordert von den Unternehmen, dass sie in ihrem Berichterstattungsprozess eine doppelte Wesentlichkeitsperspektive anwenden. Dies bedeutet, dass sie sowohl die Auswirkungen ihrer Tätigkeiten auf die Umwelt und die Gesellschaft (sogenannte „outside-in“-Perspektive) als auch die Auswirkungen von Umwelt- und sozialen Themen auf das Unternehmen selbst (sogenannte „inside-out“-Perspektive) betrachten müssen.
Die Integration beider Perspektiven in die Wesentlichkeitsanalyse ermöglicht es Unternehmen, eine Priorisierung von Nachhaltigkeitsthemen vorzunehmen, die sowohl die größten externen Auswirkungen als auch die bedeutendsten internen Einflüsse berücksichtigt. Dieser doppelte Ansatz fördert ein tiefgreifendes Verständnis dafür, wie Nachhaltigkeit die Geschäftsstrategie, das Risikomanagement und die operative Leistung beeinflusst. Der stakeholderorientierte Ansatz der doppelten Wesentlichkeitsanalyse sorgt dafür, dass Unternehmen mit Kunden, Mitarbeitenden und Investoren in den Dialog treten müssen, um auch deren Sichtweisen zu verstehen und einbeziehen zu können.
Um die Wesentlichkeitsanalyse nach den Richtlinien der CSRD erfolgreich umzusetzen, sind folgende Schritte entscheidend:
- Identifikation geeigneter Stakeholder und zentraler interner und externer Wissensträger, um ein umfassendes Verständnis für die relevanten Themen zu gewinnen.
- Identifizierung potenziell relevanter Nachhaltigkeitsthemen unter Verwendung von Branchenstandards und Benchmarks sowie unter Berücksichtigung der CSRD-Themenliste.
- Durchführung von Interviews und Wesentlichkeitsbewertungen mit internen und externen Stakeholdern, um die ökologischen, sozialen und finanziellen Aspekte zu bewerten. Dabei wird die Wirkung Ihres Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft (inside-out) ebenso betrachtet wie die Wirkung von Nachhaltigkeitsthemen auf die finanzielle Lage des Unternehmens (outside-in).
- Festlegung von Wesentlichkeitsgrenzen unter Berücksichtigung strategischer Interessen, inhaltlicher Kohärenz und Benchmarks, um die relevanten Themen klar abzugrenzen.
- Erstellung einer Wesentlichkeitsmatrix zur übersichtlichen Darstellung der wesentlichen und berichtspflichtigen Nachhaltigkeitsthemen.
- Ableitung von Offenlegungspflichten für den ersten CSRD-Bericht, einschließlich der Festlegung von Verantwortlichkeiten für die Berichterstattung.
Nach ISO
Folgende ISO-Standards, insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit und Unternehmensführung, erfordern eine Wesentlichkeitsanalyse als wesentlichen Bestandteil der Compliance und zur Förderung der Geschäftstätigkeit:
- ISO 14001 (Norm für Umweltmanagementsysteme): Diese Norm setzt die Erkennung von wesentlichen Beiträgen voraus. Diese umfassen primär Umweltauswirkungen, die signifikant sind und die der Kontrolle Ihres Unternehmens unterliegen. Eine Wesentlichkeitsanalyse wäre hierbei entscheidend, da sie die Festlegung von Umweltzielen und die Entwicklung von Maßnahmen ermöglicht, um die identifizierten Umweltauswirkungen zu reduzieren.
- ISO 26000 (eine Leitlinie für die soziale Verantwortung von Organisationen): Diese Leitlinie verlangt den Einbezug einer Wesentlichkeitsanalyse als Teil des Prozesses zur Identifizierung und Priorisierung von allen relevanten Themen, die den Bereich der sozialen Verantwortung betreffen. Durch die Analyse der Stakeholder Erwartungen können Sie ihre Geschäftspraktiken auf diese auslegen und demnach das Vertrauen aller Beteiligten stärken.
Branchenübergreifende Relevanz: Die Bedeutung der Wesentlichkeitsanalyse in verschiedenen Wirtschaftszweigen
Die Verpflichtung der Wesentlichkeitsanalyse gilt branchenübergreifend für alle Unternehmen, die von der CSRD-Richtlinie betroffen sind oder über ISO-Zertifizierungen verfügen, da die Wesentlichkeitsanalyse eine Anforderung der Richtlinie und der Standards ist. Sie dient dazu, Unternehmen eine maßgeschneiderte Roadmap zu bieten, wobei Nachhaltigkeit nicht nur als isoliertes Thema, sondern als strategischer Erfolgsfaktor betrachtet wird. Unter dem systematischen Einbezug relevanter Stakeholder werden Nachhaltigkeitsthemen priorisiert, wodurch ein klarer Fokus auf die wichtigsten Herausforderungen und Chancen entsteht. Auf Basis der Identifizierung von Stärken und Nachhaltigkeitsrisiken können Unternehmen effektive Investitionsentscheidungen treffen und Ressourcen gezielt auf die verschiedenen Nachhaltigkeitsbereiche verteilen. Durch die ganzheitliche Betrachtungsweise etabliert sich die Wesentlichkeitsanalyse zu einem geeigneten Instrument, insbesondere zur Steuerung von Investitionen in Nachhaltigkeit. Darüber hinaus hebt die Wesentlichkeitsanalyse den ganzheitlichen Nachhaltigkeitsbeitrag eines Unternehmens hervor und stellt Alleinstellungsmerkmale sowie Wettbewerbsvorteile im Bereich Nachhaltigkeit fest. Durch die Findung der internen Stärken und Potenziale können Organisationen sich positiv vom Wettbewerb abheben und ihre Reputation als verantwortungsbewusstes und zukunftsorientiertes Unternehmen stärken.
Ob nun im produzierenden Gewerbe, im Dienstleistungssektor oder im Handel – jede Branche sieht sich mit Herausforderungen und Potenzialen im Bereich der Nachhaltigkeit konfrontiert. Die Relevanz der Wesentlichkeitsanalyse ist also sektorübergreifend gegeben, jedoch fällt diese je nach Branche unterschiedlich aus, da die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen variieren können. Auf Basis der spezifischen Anforderungen und Nachhaltigkeitsthemen der einzelnen Sektoren, identifiziert die Wesentlichkeitsanalyse für jede Branche individuell Chancen und Nachhaltigkeitsrisiken und hilft ihnen so bei der Ermittlung von geeigneten Strategien für eine erfolgreiche Implementierung von nachhaltigen Praktiken.
Der Schlüssel zum Erfolg: Relevante Faktoren für eine effektive Analyse
Der Erfolg einer Wesentlichkeitsanalyse hängt von verschiedenen Faktoren ab, die mit hoher Sorgfalt berücksichtigt werden müssen. Diese umfassen insbesondere:
- Pragmatisches und zielgerichtetes Stakeholder Engagement: Mithilfe der Stakeholder-Analyse können relevante Stakeholder und deren spezifische Erwartungen identifiziert werden. Die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der Stakeholder bei der Entscheidungsfindung kann die Zufriedenheit fördern, wodurch eine stärkere Bindung zu den einzelnen Parteien gewährleistet wird.
- Zielsichere Identifikation von wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen (inside-out und outside-in): Unternehmen sind dazu verpflichtet, eine Vielzahl von Nachhaltigkeitsthemen in den Bereichen Soziales, Ökologie und Governance in Bezug zu der komplexen Marktsituation, dem eigenen Geschäftsmodell und der strategischen Relevanz zu bewerten. Dabei sollten alle technologischen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen berücksichtigt werden. Die Evaluierung sollte sowohl inside-out (Wirkung des unternehmerischen Handelns auf die Umwelt und Gesellschaft), als auch outside-in (kurz-, mittel-, langfristige Auswirkungen von Nachhaltigkeitsthemen auf das Unternehmen selbst) erfolgen. Um diese komplexe Gemengelage zu überschauen und wesentliche Nachhaltigkeitsthemen zielsicher zu identifizieren, bedarf es maßgeschneiderte Interviews, einem präzisen Einbezug zentraler Wissensträger und einer tiefgreifenden Analyse unternehmerischer Nachhaltigkeitsdaten.
- Lösung von Zielkonflikten: Interne Zielkonflikte, die beispielsweise zwischen kurzfristigen Gewinnzielen und langfristiger Nachhaltigkeit bestehen, können den Erfolg einer Wesentlichkeitsanalyse beeinflussen. Durch transparente Diskussionen und eine konstruktive Bewältigung solcher Konflikte können Unternehmen einen integrativen Ansatz entwickeln, der langfristige Wertschöpfung und die Zufriedenheit der Stakeholder fördert.
- Befähigung zur Umsetzung: Eine weitere wesentliche Komponente liegt in der Fähigkeit des Unternehmens, die Erkenntnisse der Wesentlichkeitsanalyse in konkrete Handlungspläne und strategische Maßnahmen zu transformieren. Hierfür bedarf es klares Engagement seitens der Führungsebene, präzise Zielsetzungen und effektive interne Kommunikation, die eine reibungslose Umsetzung ermöglicht.
Wesentlichkeitsanalyse für nachhaltige Unternehmensstrategien
Die Wesentlichkeitsanalyse ist für Unternehmen unverzichtbar, da sie dabei hilft, wichtige Aspekte innerhalb ihrer Geschäftstätigkeit zu erkennen und zu priorisieren. Durch eine gründliche Bewertung von wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen, sowie Themen der Unternehmensführung, können fundierte Entscheidungen getroffen und bereits bestehende Strategien optimiert werden. Die Analyse deckt sowohl interne als auch externe Herausforderungen und Stärken auf und fokussiert sich auf alle relevanten Parteien für das jeweilige Unternehmen. Auf Basis dessen können Risiken reduziert und Potenziale ermittelt werden, wodurch Alleinstellungsmerkmale des Unternehmens herausgearbeitet werden und dessen allgemeine Wettbewerbsfähigkeit gesteigert wird. Die Methode wird von zahlreichen regulatorischen Anforderungen sowie Standards, wie der CSRD-Richtlinie und den ISO-Standards, gefordert bzw. empfohlen, um den nachhaltigen Kriterien gerecht zu werden und dient als Mittel zur wirksamen Stakeholderkommunikation und des Managements von Nachhaltigkeit. Eine erfolgreiche Umsetzung erfordert ein starkes Engagement der Führungsebene und eine effektive interne Kommunikation.
Weitere gesetzliche Vorgaben
Bei der Vielzahl vorhandener und künftiger Gesetzesvorgaben ist es wichtig, den Überblick zu behalten. Im Folgenden finden Sie daher eine Übersicht der weiteren besonders relevanten Gesetze im Nachhaltigkeitsbereich:
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