Beschaffungsprozess - Zeitarbeit smart einkaufen

Viele Unternehmen nutzen das Instrument Zeitarbeit, um im Personalbereich flexibel zu sein. Dies ist heute für viele Unternehmen eine Erfolgsvoraussetzung – speziell in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Entsprechend boomt die Zeitarbeit. In vielen Unternehmen erfolgt der Einkauf von Zeitarbeitskräften aber wenig systematisiert. Entsprechend groß sind die Einsparpotenziale, die hier ruhen.

Einkauf von Zeitarbeitskräften wenig systematisiert – Sechs Schlüsselfragen helfen

Personal flexibel vorhalten und einsetzen. Dies ist heute für viele Unternehmen eine Erfolgsvoraussetzung – speziell in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Entsprechend boomt die Zeitarbeit. In vielen Unternehmen erfolgt der Einkauf von Zeitarbeitskräften aber wenig systematisiert. Häufig leihen die Abteilungen und Bereiche weitgehend ad hoc und unreguliert Personal. Hierdurch entstehen unter anderem Mehrkosten. Diese könnten durch ein Systematisieren und Optimieren der Beschaffung von Zeitarbeitskräften durch den Einkauf vermieden werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte sich der Einkauf intensiv mit folgenden sechs Fragen befassen:

Frage 1: Was will der interne Kunde erreichen?

Zeitarbeitskräfte werden unter anderem engagiert

  • zur Reduktion der Personalkosten durch den Einsatz von kostengünstigerem Personal,
  • zur Steigerung der Leistungsfähigkeit durch qualifizierte Zeitarbeitskräfte,
  • zur Flexibilisierung des Personalpools, um auf schwankende Auftragslagen besser reagieren zu können,
  • zur Vermeidung einer aufwendigen, kostenintensiven Suche nach geeignetem Personal und
  • zur Minderung des Arbeitgeberrisikos.

Die internen Kunden nach ihren Zielen zu befragen und den Einkaufsprozess entsprechend zu steuern, ist das Prinzip einer erfolgreichen Personalentleihung.

Angenommen das Ziel der internen Kunden lautet Kostenreduktion. Dann muss der Einkauf sicherstellen, dass die Zeitarbeitsagentur Budget schonendes Personal anbietet. Das gilt es auch vertraglich zu fixieren. Meldet der interne Kunde hingegen einen Bedarf an hoch qualifiziertem Personal, dann muss dieses zur Verfügung gestellt werden. Und der Vertrag mit der Zeitarbeitsagentur? Er sollte auch objektive Maßstäbe zur Kontrolle der angebotenen Qualifikationen enthalten.

Frage 2: Wie sieht das Kostengerüst des Entleihers aus?

Viele Einkäufer konzentrieren sich beim Drehen an der Kostenschraube ausschließlich auf den prozentualen Gewinnaufschlag der Verleiher. Dies ist ein Fehler! Denn die Agenturmarge beträgt – abhängig von der Qualifikation der Zeitarbeitskraft – nur 7 bis 20 Prozent der Gesamtkosten für eine geliehene Arbeitskraft. Wer allein die Gewinnmarge der Agentur senken will, optimiert somit nur einen kleinen Teil der Kosten.

Beim Versuch, Kosten zu sparen, sollte man auch an anderen Stellen des Kostengerüsts ansetzen – zum Beispiel dem Gehalt/Lohn der Zeitarbeitskraft, den Recruiting-, Trainings- und Weiterbildungskosten sowie den Overheadkosten der Zeitarbeitsfirma.

Frage 3: Welche Hebel können wir für die Kostenoptimierung nutzen?

Beim Einkauf von Zeitarbeit steht für die Kostenoptimierung das gesamte Instrumentarium von Einsparhebeln zur Verfügung. Diese gilt es jedoch an die Besonderheiten der Zeitarbeit anzupassen.

Abbildung 1: Welche Hebel können wir für die Kostenoptimierung nutzen?

Frage 4: Wie können wir die Beziehung zu den Lieferanten gestalten?

Für das Gestalten der Beziehung zu den Lieferanten von Zeitarbeit gibt es vier gängige Modelle. Deren Vor- und Nachteile gilt es im Einzelfall abhängig vom Bedarf und Budget abzuwägen.

Abbildung 2: Wie können wir die Beziehung zu den Lieferanten gestalten?

Frage 5: Wie können wir die Qualität bewerten und kontrollieren?

Nach der Auswahl des geeigneten Modells und dem Einstieg in eine Geschäftsbeziehung mit dem Lieferanten steht die Qualitätskontrolle auf der Tagesordnung. Qualitätskontrolle bedeutet: Leistung messen mit klaren Maßstäben. Eine Balanced Scorecard bietet zum Beispiel einen geeigneten analytischen Rahmen, um Kosteneinsparungen mit Service-, Prozessoptimierungs- und Qualitätszielen in Einklang zu bringen. Die Scorecard erlaubt es auch, die Gewichtung der Leistungsindikatoren flexibel anzupassen, wenn sich die Bedürfnisse der internen Kunden ändern. Die gewählten Maßstäbe sind dem Lieferanten transparent zu machen.

Mit jedem Lieferanten sollten feste Stundensätze für die benötigten Jobprofile und Erfahrungslevel festgelegt werden. Die Einhaltung der vereinbarten Stundensätze kann dann über die Dimension „Kosten“ in der Scorecard aggregiert und vergleichend zu anderen Lieferanten dargestellt werden. So entsteht ein qualifizierter Überblick über angemessene Personalpreise. Agenturen, die über dem Marktdurchschnittspreis liegen, sind schnell identifiziert und aus dem Rennen genommen.

Frage 6: Wie gewinnen wir die internen Kunden?

Damit die beschriebenen Maßnahmen erfolgreich sind, muss die neue Vorgehensweise beim Einkauf von Zeitarbeit den internen Kunden kommuniziert werden. Alle wichtigen Entscheidungsträger sollten möglichst früh ins Boot geholt werden. Nur so lässt sich ein Umgehen von Absprachen unterbinden.

Die internen Kunden sollten zudem gegen mögliche Direktansprachen durch andere Zeitarbeit-Lieferanten gewappnet sein. Und bei allen Aktivitäten ist die Rolle des internen Kunden so darzustellen, dass klar ist: Er spielt beim Gestalten des Recruitingprozesses die entscheidende Rolle.

Beim Gewinnen der internen Kunden spielen auch die ausgewählten Lieferanten eine Schlüsselrolle. Ein lieferantenseitiges Account-Team, das Seite an Seite mit den internen Kunden arbeitet, führt nicht nur zu einer höheren Effizienz bei der Zusammenarbeit, sondern auch zu einer höheren Akzeptanz auf Seiten des internen Kunden.

Fazit

Eine intensive Beschäftigung mit den sechs Schlüsselfragen der Zeitarbeit lohnt sich für Unternehmen. Denn ein unbedachtes ad hoc-Vorgehen mit einseitiger Kostendrückerei der Agenturmargen führt zu unbefriedigenden Ergebnissen. Ein strukturierter Einkauf hingegen senkt die Kosten und lässt die Zeitarbeit echten Mehrwert entfalten.