15 Fragen an... Dr. Ulrich Piepel, Leiter Group Procurement RWE AG

Auf welche Leistung in Ihrem Einkauf sind Sie besonders stolz?    

Wir haben in den letzten Jahren den Konzerneinkauf von RWE kontinuierlich integriert und dabei erreicht, dass wir eine hoch motivierte Einkaufsmannschaft haben, die einerseits im Konzern ganzheitlich arbeitet und zugleich hohe Wertschöpfung generiert. Ich glaube, diese Transformation kann alle Mitarbeiter des Konzerneinkaufs recht stolz machen.

Was ist für Sie die größte Herausforderung in Ihrem Einkauf?    

Die größte Herausforderung ist, in dem Spannungsfeld zwischen Kosten und Qualität sowie Innovation die optimale Lösung für den Konzern herbeizuführen und dabei dieses Spannungsfeld im Sinne des Unternehmens zu gestalten.

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei Ihren Einkäufern am meisten?    

Die Anforderungen an einen Einkäufer sind heutzutage substanziell höher, als noch vor einigen Jahren. Wichtig dabei ist es, dass man nicht nur in seinem Fachgebiet hervorragende Kenntnisse besitzt, sondern zugleich in vielen Bereichen wie Kommunikation, Prozesse, Kostenstrukturanalyse, Datenanalyse, internationales Sourcing, Compliance und Umweltschutz das gesamte Feld eines professionellen Einkaufs hervorragend besetzt.

Wenn Sie  einen Wunsch für Ihren Einkauf frei hätten, welcher wäre das?    

Der Einkauf muss sich die Wertschätzung im Unternehmen hart erarbeiten. Insofern habe ich auch keine Wünsche, sondern lediglich die Hoffnung, dass wir uns auch weiterhin in dem spannungsgeladenen Umfeld des Einkaufs hervorragend  bewähren und Wertschöpfung für den Konzern generieren.

Was war Gegenstand Ihrer ersten Verhandlung?    

Mein erster Anstellungsvertrag nach dem Studium - aber Spaß beiseite, ich kann mich nicht wirklich an die erste Verhandlung erinnern.

An welche Verhandlung erinnern Sie sich besonders gerne?    

Mir machen Verhandlungen immer besondere Freude, wenn im Vorfeld nahezu alle Beteiligten nicht an ein gutes Ergebnis glauben, jedoch im Nachhinein diese schwierige Herausforderung gemeistert wurde und alle Beteiligten stolz und zufrieden sind. Insofern gibt es keine individuelle Verhandlung, an die ich gerne zurückdenke. Aber solche wegweisenden und komplexen Projekte mit neuen Wegen erfüllen mich mit besonderer Genugtuung.

Bei welcher Verhandlung wird Ihnen heute noch Angst und Bange?    

Ich kann mich  an keine Begebenheit erinnern, die bei mir Angstschweiß ausgelöst hat.

Was macht einen guten Einkaufsleiter aus?    

Der wesentliche Punkt liegt meines Erachtens darin, eine hervorragende Mannschaft zusammen zu stellen, die sich in den Warengruppen und Projekten sehr gut auskennt und mit viel Know-how und der Rückendeckung durch die Führung dann angstfrei die Herausforderungen annimmt und so sehr gute Ergebnisse erzielt.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit als Einkaufsleiter am meisten?    

Ich freue mich immer wieder über neue Herausforderungen und Veränderungen, die sich im Einkaufsumfeld ergeben. Sei es mit Lieferanten, sei es bei Prozessen oder sei es bei der Organisation. Dieses kreative Umfeld ist im Einkauf sehr häufig gegeben und insofern macht mir meine Aufgabe sehr viel Freude.

Was ist Ihre Lieblingswarengruppe?    

Meine Lieblingswarengruppen sind die Warengruppen, die bisher nicht vom Einkauf verhandelt wurden und die wir sukzessive in die Betreuung des Einkaufs übernommen haben. Hier könnte ich z. B. das Thema Rechtsberatung nennen, wo am Anfang pures Entsetzen bei den Juristen vorhanden war, als wir hierfür einkaufseitig die Verantwortung übernommen haben und diese Zusammenarbeit inzwischen mit dem Rechtsbereich hervorragend funktioniert und exzellente Ergebnisse liefert.

Was kaufen Sie privat am liebsten ein?    

Als Ingenieur begeistern mich technische Geräte und Elektronik besonders. Ich freue mich allerdings auch über den Einkauf eines hervorragenden Rotweins zu besonders günstigen Konditionen.

Sind Sie privat eher ein Einkaufsmuffel oder eher ein Shopaholic?    

Meine Frau hat immer große Freude, mit mir einkaufen zu gehen. Insofern scheint bei mir doch eher ein positives Verhältnis zum Shoppen vorhanden zu sein. Allerdings bin ich da wie - viele Männer wahrscheinlich auch - eher ein zielorientierter Einkäufer als jemand, der ohne konkretes Ziel in Geschäften stöbert.

Wie sind Sie zum Einkauf gekommen?    

Ich habe mich in meiner beruflichen Karriere stets mit Fragen der Materialwirtschaft und der Logistik auseinandergesetzt und diese Richtung auch bereits in meinem Maschinebaustudium gewählt.

Einkauf ist… (bitte vervollständigen Sie diesen Satz)    

eine der am meisten unterschätzten Funktionen im Unternehmen. Einkauf ist keine Dienstleistungsfunktion, sondern ein echter Werthebel für den Konzern, wenn er denn richtig organisatorisch umgesetzt wird.

Wenn Sie nicht Einkaufsleiter wären, wer würden Sie gern sein?    

Im meinem Leben nach dem Einkauf träume ich davon, mit meiner Kamera durch fremde Länder zu reisen und mehr Zeit für die Fotografie von Natur und Menschen zu haben.

Wir bedanken uns bei Ihnen für das Gespräch, Herr Dr. Piepel!