Florian Holzmann (Quelle: Unite)

BME-Barometer 2019 - Diese Studienergebnisse sollten Sie kennen

Seit 2004 führt der BME im Vorfeld der BME-eLösungstage gemeinsam mit der Universität Würzburg und der HTWK Leipzig jährliche Studien zur Nutzung von elektronischen Beschaffungssystemen durch. Die aktuelle Ausgabe des BME-Barometers beschäftigt sich mit dem Stand der elektronischen Beschaffung sowie mit den zukünftigen Entwicklungen der Digitalisierung in ausgewählten Bereichen von Einkauf und Supply Chain Management. 264 Verantwortliche aus dem Beschaffungsbereich, schwerpunktmäßig aus der Industrie und dem Dienstleistungssektor, wurden in diesem Jahr befragt. Dabei hielten sich die Anteile von Konzernen und KMUs (kleine und mittelständische Unternehmen) in etwa die Waage. Drei wichtige Aussagen aus dieser Studie hat Florian Holzmann eingeordnet. Wie der Beratungsprofi die Aussagen bewertet, lesen Sie im Folgenden (Quelle: Unite, https://unite.eu/de_DE/blog/bme-barometer-2019-diese-studienergebnisse-sollten-sie-kennen):

Diese Studienergebnisse sollten Sie kennen:

  • Stocken weiterer Digitalisierungsmaßnahmen
  • Notwendigkeit von elektronischen Tools im Einkauf
  • Aktueller Status Quo bei der Digitalisierung und Implementierung einheitlicher Prozesse

Als Hauptgrund für das Stocken einer weiteren Digitalisierung im Unternehmen wird die mangelnde interne Datentransparenz und -strukturierung genannt.

Florian Holzmann: Diesen Hinderungsgrund kann ich nicht nachvollziehen. Gerade die Digitalisierung kann kurzfristig und wird definitiv mittelfristig zu gesteigerter Transparenz führen. Die aktuell schlechte Transparenz liegt in den meisten Fällen ja gerade an mangelnder Digitalisierung bzw. Prozessen mit vielen Medienbrüchen. Manuelle Eingaben und Bestellungen über unterschiedliche, nicht integrierte Systeme wie E-Mail, Fax, Telefon etc. – genau das führt zu schlechter Datenqualität. Damit der Einkauf die richtigen Entscheidungen treffen kann, muss eben diese Datenqualität dringend gesteigert werden. Der Hauptgrund, warum die Digitalisierung ins Stocken gerät, ist nach meiner Erfahrung unterschiedlich je nach Unternehmensgröße:

  • In größeren Unternehmen wird die Digitalisierung primär in anderen Bereichen (Vertrieb, Produktentwicklung etc.) vorangetrieben und kein Budget für den Einkauf zur Verfügung gestellt.
  • Bei kleineren Unternehmen sehe ich auch immer noch Geschäftsführer, die das Thema scheinbar „aussitzen“ wollen und wenige bis keine Initiativen zur Digitalisierung im Unternehmen anstoßen.

Mit 92 Prozent sehen die Befragten den Einsatz von elektronischen Tools im Einkauf im Bereich des Lieferantenmanagements am notwendigsten an.

Florian Holzmann: Das überrascht mich nicht. Übergeordnet fällt auf, dass die Befragten den Einsatz von elektronischen Tools bei nahezu allen Aufgaben im Einkauf als notwendig erachten. Das ist gut nachvollziehbar, da die Digitalisierung den Menschen bereits jetzt in allen operativen Aktivitäten, die selbstverständlich auch in strategischen Aufgabengebieten enthalten sind, sinnvoll ergänzt oder ihm die Aufgabe komplett abnehmen kann. Dass der größte Nutzen von digitalen Tools im Lieferantenmanagement erwartet wird, hängt sicher mit dem enormen Zeitaufwand zusammen, der in den meisten Unternehmen für die Bereitstellung aller notwendigen Informationen zu jedem Lieferanten nötig ist. Idealerweise wird hierfür eine Vielzahl von Datenquellen eingesetzt, um alle Informationen für die Weiterentwicklung eines Lieferanten zu sammeln bzw. die rechtzeitige Suche für eine Alternative anzustoßen. Digitale Tools können dabei unterstützen, die verschiedenen Datenquellen (internes ERP-System, Markt-/Indexentwicklungen, wirtschaftliche Entwicklung des Lieferanten, etc.) zu aggregieren und auf einen Blick zur Verfügung zu stellen. Zwingende Voraussetzung hierfür ist eine gute Datenqualität, die - soweit noch nicht vorhanden - wiederum auch durch entsprechende Anpassungen von Prozessen und Tools erreicht wird.

Knapp 80 Prozent der Befragten sind mit dem Stand der Digitalisierung in ihrem Unternehmen im Bereich „einheitlicher Prozess“ zufrieden, bei den Punkten „dezentraler Abteilungsbedarf“ und „zentral geplanter Einkauf“ sind es immerhin noch 73 Prozent.

Florian Holzmann: Sicherlich gab es vor allem im Bereich der No-touch-Bestellungen in den letzten Jahren durchaus Fortschritte zu verzeichnen. Die doch recht große Zufriedenheit in den genannten Bereichen kann ich jedoch nicht nachvollziehen. Sicherlich kann es eine Zufriedenheit geben, wenn die Befragten den aktuellen Stand der Digitalisierung im eigenen Unternehmen mit dem von vor zwei Jahren vergleichen. Betrachtet man jedoch die aktuellen technischen Möglichkeiten, gibt es insbesondere im Mittelstand, in den meisten Fällen nach meiner Erfahrung noch sehr großen Nachholbedarf.