Verpackungs-Benchmarking von Handelsmarken zeigt zweistelliges Millionenpotenzial

Gibt es heute noch Unterschiede zwischen den Verpackungsgewichten bei den Eigenmarken des Handels? Welche Einsparpotenziale können Händler ggfs. noch realisieren? Welcher Händler dominiert das Benchmarking? Diesen Fragen ist die International School of Management (ISM) in Dortmund jetzt nachgegangen. Unterstützt wurde das Projekt von den Einkaufsspezialisten der HÖVELER HOLZMANN CONSULTING GmbH in Düsseldorf.

Signifikant unterschiedliche Verpackungsgewichte in nahezu allen Sortimenten - Potenziale bei allen Händlern identifiziert

Gibt es heute noch Unterschiede zwischen den Verpackungsgewichten bei den Eigenmarken des Handels? Welche Einsparpotentiale können Händler ggfs. noch realisieren? Welcher Händler dominiert das Benchmarking? Diesen Fragen ist die International School of Management (ISM) in Dortmund jetzt nachgegangen. Unterstützt wurde das Projekt von den Einkaufsspezialisten der HÖVELER HOLZMANN CONSULTING GmbH in Düsseldorf.

Bei der Auswahl der insgesamt 15 untersuchten Sortimente wurde speziell darauf geachtet, möglichst Artikel mit einem relativ hohen Vergleichbarkeitsgrad in das Benchmarking aufzunehmen. So wurden beispielsweise neben verschiedenen PET-Getränkeverpackungen wie Mineralwasser 1,5 l und 0,5 l auch die 500g Packungen Buttermilch, Naturjoghurt, Margarine oder Spaghetti analysiert. Diese Artikel wurden bei allen führenden Vollsortimentern und Discountern in Deutschland beschafft, gesäubert und getrocknet sowie in allen Verpackungs-Einzelkomponenten mittels einer Vakuum-Präzisionswaage verwogen. Die Ableitung von Optimierungspotenzialen wurde durch einen Verpackungsingenieur unterstützt.

Abbildung 1: Signifikante Gewichtsunterschiede beim Verpackungsmaterial

Im Ergebnis zeigen sich deutliche Gewichtsdifferenzen bei den Verpackungen, wobei die leichteste Verpackung in einigen Kategorien nur knapp die Hälfte der schwersten Verpackung wiegt. Selbst in vermeintlich stark standardisierten Produktkategorien, wie Naturjoghurt 500g oder Spaghetti 500g, ergeben sich allein beim Kunststoffeinsatz deutliche Gewichtsunterschiede (siehe Graphik). „Diese signifikanten Differenzen, selbst bei relativ stark standardisierten Produkten, haben wir im Vorfeld der Analyse nicht vermutet“, so Prof. Dr. Matthias Lütke Entrup, der das Projekt seitens der ISM geleitet hat.

Neben den Gewichtsunterschieden beim Kunststoff, bestehen auch hohe Gewichtsdifferenzen bei den eingesetzten Aluminium-Folien, z.B. bei Frischkäse, Naturjoghurt oder Buttermilch, die aufgrund des hohen Materialpreises von Aluminium finanziell wesentliche Auswirkungen haben. Darüber hinaus können neben den reinen Materialeinständen die Entsorgungskosten bei den Dualen Systemen eingespart werden, da diese Entgelte auf Basis der in Verkehr gebrachten Tonnage berechnet werden.

Nur für die analysierten 15 Handelsmarken-Kategorien beläuft sich eine erste Hochrechnung des gesamten Einsparpotenzials bereits auf über 15 Mio. €. Bei Ausweitung der Analyse auf Markenprodukte, auf weitere Länder über Deutschland hinaus und auf weitere Kategorien wird sich das Potenzial schnell vervielfachen.

Bedeutende Einsparpotenziale konnten in allen Produktgruppen identifiziert werden, mit siebenstelligen Einsparpotenzialen bei verschiedenen Mineralwasser-Sortimenten, bei Joghurt, Frischkäse und Margarine. In qualitativer Hinsicht sind die Unterschiede in den meisten Fällen kaum wahrnehmbar, sowohl hinsichtlich der Optik als auch der Haptik und der Funktionalität der Verpackungen.

In Bezug auf die einzelnen Handelsmarken gibt es kein einheitliches Bild. Es gibt keine Handelsmarke, die in allen oder auch nur in vielen Sortimenten immer das geringste oder das höchste Verpackungsgewicht aufweist. Eine klare Verpackungsstrategie ist hier beim Materialeinsatz nicht erkennbar. „Das Beispiel zeigt, dass der Einkaufshebel der gezielten Respezifikation in vielen Unternehmen nicht systematisch angegangen wird“, erläutert Dr. Bernhard Höveler, geschäftsführender Gesellschafter von HÖVELER HOLZMANN CONSULTING.

Neben den finanziellen Effekten hat die gezielte Optimierung der Verpackungsgewichte aufgrund des geringeren Materialverbrauchs auch eine bedeutende Nachhaltigkeitskomponente. So können bei einer Standardisierung der 15 verwogenen Verpackungen auf das jeweils geringste Niveau allein durch den reduzierten Kunststoffverbrauch über 20.000 t CO2 eingespart werden. Auch hier gilt natürlich, dass sich das Einsparpotenzial bei Ausweitung der Untersuchung schnell vervielfacht.

Grundsätzlich ist das Interesse der Hersteller der Handelsmarken an Optimierungen der Verpackungsgewichte vermutlich eher begrenzt, da die Gewichtsreduzierungen an den Handelskunden gemeldet und in Form von reduzierten Verkaufspreisen weitergegeben werden müssten. Erfolgsversprechender ist eine systematische Initiative auf Seiten der Händler als Eigentümer der Eigenmarken, gemeinsam mit den Herstellern der Produkte auf Basis der Benchmarks partnerschaftliche Kostenoptimierung zu betreiben und so das Potenzial zu realisieren.